Von strahlender Sonne zum reflektierenden Mond – Japans Frauenleben im Laufe der Jahrhunderte (Teil 3: Präsenz)
Präsenzvortrag | Veranstaltungssprache: Deutsch
Teil 1 (Zoom Japan A /Online: Di 20.02.2024, 19:30-20:00 Uhr | Teil 2 (Zoom Japan B/Online) Di 19.03.2024, 19:30-20:00 Uhr (Die Vorträge haben jeweils einen unterschiedlichen Inhalt.)
„Am Anfang war die Frau die Sonne. Sie war ein vollwertiger Mensch,“ schrieb HIRATSUKA Raichō (1886-1971), eine Vorreiterin des Feminismus in Japan, 1911 im Vorwort zur ersten Ausgabe der von ihr gegründeten Zeitschrift Seitō (Blaustrumpf) und verwies damit auf die Sonnengöttin Amaterasu Ōmikami als höchste Shintō-Gottheit und das Matriarchat im japanischen Altertum. Für ihre eigene Zeit zog Hiratsuka hingegen eine bittere Bilanz: „Doch jetzt ist sie [= die Frau] ein Mond. Sie lebt in Abhängigkeit von anderen, ihr Leuchten ist nur ein Abglanz vom Licht anderer: Ihr Gesicht ist krankhaft bleich.“(*)
Wodurch hat sich die Position der Frau in Japan im Laufe der Zeit verändert, welche Einflüsse haben dabei eine Rolle gespielt? Noch in der Heian-Zeit (794-1185/1192) waren Frauen führend in der Literatur, erbberechtigt, konnten wie Männer Besitz und Bildung erwerben und waren auch in ihrem Liebesleben relativ unabhängig. Obwohl die gerade bei Samurai weit verbreitete konfuzianische Lehre die Frau dem Mann unterordnete, war sie in kriegerischen Zeiten Verteidigerin von Haus und Hof sowie in Landwirtschaft, Handwerk und Handel eine wichtige Arbeitskraft mit entsprechenden Freiheiten und Anerkennung. Was ist passiert, dass Japan heutzutage im Gender Gap Report weit hinten steht und westliche Medien eine Formulierung wie „Land des Machismo“ wählen, um die Chancenungleichheit vor allem in Politik und Beruf anzuprangern? Diesen Fragen widmet sich die kurze Vortragsreihe als Mischung aus Präsenz- und 30-minütigen Online-Veranstaltungen. – Teilnahme kostenlos.
(*) Hiratsuka Raichō: „Blaustrumpf Nr. 1“ (1911), zitiert nach Saito Eiko: Die Frau im alten Japan. Leipzig: Edition Leipzig, 1989, S. 9
Abb.: SHUNSAI Toshimasa (1866-1913): Amaterasu beim Verlassen ihrer Höhle. Farbholzschnitt, 1887. (Ausschnitt)