Yōkai, yūrei, Glücksgötter und mehr – Übernatürliche Kräfte in Japan
Veranstaltungssprache: Deutsch

Im japanischen Volksglauben tummeln sich viele übernatürliche Wesen. Manche wirken gruselig und furchteinflößend, andere eher komisch. Sie können Tieren ähneln, sich in Gegenständen verbergen oder Menschengestalt annehmen, treiben während ihres diesseitigen Lebens oder erst nach dem Tod ihr Unwesen. Als Geister von Verstorbenen gehören Letztere zur Kategorie der Totenseelen (yūrei), während andere Gestalten mit unheimlichen Kräften und paranormale Phänomene den Dämonen, Fabel- und Spukwesen (yōkai) zuzurechnen sind. Sie können bösartig, doch auch hilfsbereit, glückbringend oder beschützend sein. Anfangs vor allem mündlich tradiert, finden sie später ihren Niederschlag in Literatur, Theater und Kunst und erreichen ihren unterhaltsamen Höhepunkt in der Edo-Zeit (1603-1868), in der Gruseln zum Gesellschaftsspiel wird, yōkai-Enzyklopädien entstehen und Künstler wie KATSUSHIKA Hokusai oder KAWANABE Kyōsai sie gern malen. Bis heute begegnen sie uns in der Populärkultur und im japanischen Alltag.

Woher kommen diese übernatürlichen Gestalten? Wie werden sie dargestellt, wofür stehen sie, welche individuellen Ängste, Emotionen und Triebkräfte, welche gesellschaftlichen Sorgen kommen in ihnen zum Ausdruck? Was sagen sie über die jeweilige Zeit aus, welche kulturhistorischen Informationen, Lehren und Warnungen vermitteln sie? Wie unterscheiden sie sich in Ikonographie und Semantik von Übernatürlichem im westlichen Kulturkreis, und was haben sie gemeinsam? Diesen und weiteren Fragen geht die im Juli 2022 gestartete Vortragsreihe aus Präsenz-Veranstaltungen und 30-minütigen Online-Kurzvorträgen nach, die am 13. Juni 2023 mit einem Präsenz-Vortrag endet. – „Yōkai sind ein Spiegel der menschlichen Existenz“, meint der yōkai-Forscher Prof. KOMATSU Kazuhiko. Werfen wir einen Blick in diesen Spiegel!

Bild: KAWANABE Kyōsai, Nächtliche Parade der 100 Dämonen (Hyakki yakō) [Ausschnitt] (1889, posthum veröffentlicht 1890)