Ausstellung: Yukiguni – Japan im Schnee
„Als der Zug aus dem langen Grenztunnel herauskroch, lag vor ihm weit ausgebreitet das ‚Schneeland‘.“
Mit dieser Zeile beginnt der wohl berühmteste Roman des japanischen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers KAWABATA Yasunari, der unter dem Titel Yukiguni (dt. „Schneeland“) 1947 erstmalig veröffentlicht wurde. Die Geschichte spielt im Gebiet der schneereichen Vulkangruppe Zaō in der Grenzregion der Präfekturen Yamagata und Miyagi, die heute ein berühmtes Skigebiet und zugleich bekannt für ihr mystisch anmutendes „Baumeis“ (juhyō) ist. Mit diesem Begriff werden die Bäume am Zaō und andernorts im Winter bezeichnet, wenn sie von vielfachen Schneeschichten überzogen sind, die ihnen die Form gespenstischer Gestalten verleihen. Japan ist, wie die heftigen Schneefälle des letzten Winters auch in eher dafür untypischen Regionen gezeigt haben, gerade auf seiner sonnenabgewandten Seite (Ura-Nihon) im Winter reichlich mit Schnee gesegnet, der häufig über Monate hinweg meterhoch ganze Dörfer von der Außenwelt abschneiden kann. Hier bestimmt der Schnee das Leben der Gemeinschaften, während er andernorts Landschaften in ein Wintermärchen verzaubert oder die Grundlage für künstlerische oder auch sportliche Aktivitäten im Winter bereitet. Ausgewählte Fotografien, die in der Ausstellung zu sehen sind, geben einen Einblick in Freud und Leid der weißen Pracht. Ergänzt werden diese durch z. T. fotografische Abzüge japanischer Holzschnitte, Kimonomotive und Auszüge aus der japanischen Literatur, in der der Schnee ebenso häufig als Motiv aufgegriffen ist.
Bild: Eismonster am Hakkōda-Berg, Präf. Aomori. Fotograf: Kanenori auf pixabay. (https://pixabay.com/de/photos/schnee-raureif-auf-bäumen-oshirabiso-7826180/)